Immer wieder kann man diese wunderschönen Panorama-Blicke über das Tramuntana-Gebirge genießen.
Mit dem Laufrucksack durch die Serra de Tramuntana
Hier findest du Berichte zu den einzelnen Tagesetappen von Jan Erik und mir sowie die GPS-Daten unserer Garmin Fenix Uhren. Wir nehmen uns inklusive Ankunfts- und Abflugtag 5 Tage Zeit um von Port d´Andratx nach Pollença zu laufen - das ist die entspannte Version.
Wenn du es anspruchsvoller möchtest, findest du weiter unten die Kamikaze-Version (drei Lauftage), die eine super Vorbereitung für den Transalpine-Run ist.
Die größte Challenge ist, dass wir unser komplettes Gepäck im Laufrucksack verstaut haben, d.h. ein Laufoutfit am Körper, ein Wechseloutfit im Rucksack, dazu die benötigten Hygienartikel. Wasser und Nahrung wird unterwegs nach Bedarf aufgefüllt. Geschlafen wird in Refugis oder Hotels. Die Route orientiert sich grob am GR221, allerdings weichen wir an einigen Stellen ab, um noch ein paar schöne Trails und Gipfel zusätzlich einzubauen. Insgesamt sind es ca. 150 km mit ca. 8700 Höhenmetern. Die GPS-Daten unserer Tour weiter unten stammen von einer Tour im Juni - es war sehr heiß und wir mussten für jede Etappe viel Wasser mitnehmen. Wir empfehlen bei milderen Temperaturen zu trailen.
Erster kleiner Gipfel erreicht.
Das Gelände ist nicht leicht zu laufen - hier sieht man deutlich die hohe Steigung.
Tag 1: von Port d´Andratx nach Estellencs
Genau so haben wir uns das vorgestellt: die Sonneninsel empfängt uns in ihrer vollen, balearischen Schönheit! 35 Grad. Herrlich! Es kann losgehen! Fix haben wir uns in die kilometerlange Taxi-Warteschlange eingereiht und es geht raus aus dem Touri-Hot Spot Palma und rein ins Tramantuna-Hinterland zu dem Startpunkt unseres Trips: dem malerischen Küstenort Port d´Andratx. Nun beginnt die knapp 33 km-lange Trailerei Richtung Estellencs. Unsere Route ist zu Beginn nicht leicht zu finden. Die Steinmännchen verstecken sich geschickt und nach wenigen Kilometern finden wir uns im Gestrüpp eines steilen Abhanges wieder. Die Navigationsgeräte zeigen an, dass wir uns gut 50 Höhenmeter unterhalb des Weges befinden. Umkehren ist keine Option und so klettern wir über Felsen und Gestrüpp wieder auf den Originalweg. Zurück auf der richtigen Route ist der Downhill nach Sant Elm genau die richtige Mischung zwischen technisch anspruchsvoll und gut laufbar und zaubert sicherlich jedem Trailläufer ein Lächeln ins Gesicht. Angekommen in St. Elm befinden wir uns inmitten einer traumhaften Oase: hier wartet ein glasklarer, türkisfarbener, einsamer Buchten-Traum, der zu einer Schwimmpause einlädt. Hier hätten wir bleiben sollen, denn danach begehen wir einen groben Fehler: zu wenig Wasser (Andrea: 1,5 L, Jan Erik: 1,1 L) für die folgenden Kilometer und Höhenmeter bei Temperaturen über 32°C! Bis nach Estellencs gibt es keine Wasserstelle mehr. Wir haben beide ein tiefes Durstgefühl und zudem ist der Aufstieg mehr Kletterei und phasenweise kaum laufbar. Unsere Fortbewegungsgeschwindigkeit verringert sich zusehends und die Pausen häufen sich. Nun gut, wir wollten Abenteuer und da hatten wir es. Irgendwie und mit einigen Krämpfen bei Jan Erik aufgrund der Dehydrierung geht es weiter und wir erreichen unser Ziel Estellencs. Yeah - ein Königreich für eine kühle Apfelschorle (Andrea) und Cola (Jan Erik)! Wer denkt, wir haben getrödelt, dem sei gesagt, dass ich über die komplette Lauf-/ Kletter-/ Wanderzeit einen Durchschnittspuls von 140 bpm hatte und somit im GA2-Bereich unterwegs war. Erholungszeit: 68 Stunden. Zur Entspannung geht es in den Outdoorwhirlpool unseres schönen Hotels :)!!
Unfassbar wie gut diese Apfelsaftschorle geschmackt hat.
Die einsamen Buchten sind ein Traum und sollten für Pausen genutzt werden.
Tag 2: von Estellencs nach Esporles
Nachdem wir bei Etappe 1 unseres Trailtrips ziemlich an unsere Grenzen gegangen sind, sind wir Tag 2 mit ausreichend Getränken im Gepäck tiefenentspannter angegangen und genießen die Trails völlig. Auf dem Plan stehen ca. 18 km mit 700 Höhenmetern, wohlwissend, dass Etappe 3 wieder deutlich anspruchsvoller wird. Direkt von Estellencs starten wir auf wunderschöne schattige Singletrails. Der GR221 konnte leider auf der Originalroute bereits nach etwa 5 km nicht mehr verfolgt werden, da er wegen Besitzstreitigkeiten gesperrt ist (mittlerweile ist der Weg aber wieder geöffnet). Kürzer und mit weniger Höhenmetern führt eine Alternativroute durch die Tramuntana. Wir haben uns jedoch entschieden auf Umwegen (inkl. 2 km Straße) trotzdem nach Banyalbufar zu laufen. Hier empfehle ich einen Abstieg (ca. 150 hm) an den "Strand" bzw. die Bucht des Küstenortes. Nach der Bucht von Sant Elm ist dies Paradies Nummer 2 unseres Trailweges. Ein schmaler, steil abfallender Küstenweg schlängelt sich in eine kleine versteckte Strandbucht, bei der wir die erste Pause des Tages einlegen. Frisch gestärkt in dieser kleinen Oase des Dorfes Banyalbufar heißt es erstmal ordentlich Höhenmeter sammeln. Für die folgende Stunde geht es im schattigen Schutz der Wälder stetig bergauf. Hier sind die Wege teilweise technisch schwierig und erfordern aufgrund der vielen losen Steine, Wurzeln und Unebenheiten volle Konzentration und garantieren gleichzeitig absoluten Trailspaß. Ab dem Tagespeak von 441 m ü. M. ist reiner Downhill-Speed bis zu unserem Zielort Esporles angesagt – purer FUN! Insgesamt ist die heutige Wegroute deutlich leichter zu finden und von der Belastungsintenstät geringer. Die Garmin Fenix bestätigt dies mit einer Erholungszeit von nur noch 18 h.
Teilweise sind die Wege super ausgezeichnet.
Toller Ausblick beim Laufen.
Tag 3: von Esporles nach Port de Sóller
Schon auf dem Papier war klar, dass dies eine harte Etappe wird (ca. 35 km, mit knapp 2000 hm). Start in Esporles, Zwischenstopp in Valldemossa, Getränke auffüllen in Deià und ein feiner Küstentrail nach Port de Sóller sind der Plan für den dritten Tag. Wir sind etwas später aus dem Bett gekommen als geplant, da die geschundenen Beine nach den ersten beiden Tagen nach etwas mehr Ruhe verlangen. Wir starten erst gegen 10 Uhr, sodass die Temperaturanzeige unserer GARMIN Fenix bereits zum Start verheißungsvolle 32 Grad verspricht. Gewarnt von den ersten Tagen starten wir auch diesmal wieder mit reichlich Wasser (2,5 Liter pro Person), die wir vielleicht bis Valldemossa gar nicht unbedingt benötigen. Doch wir werden eines besseren belehrt, knapp 700 hm im Aufstieg mit reichlich Kletterpassagen bergauf und bergab kosten uns dann doch fast 2 h Stunden. Die beste Apfelschorle der Welt gibt es zur Belohnung in Valldemossa (wahrscheinlich wird bei 37 Grad nach 2 h Laufzeit absolut jedes Getränk zum Besten der Welt...). Der Aufstieg und vor allem der perfekte Downhill nach Deià lassen uns dann ordentlich überpacen. Die Mischung aus "Tomb Raider-Kulisse" und Mallorca Trails führen uns zu haltloser Raserei - waren wir doch auch der Meinung, wenn wir in Deià angekommen sind, den härtesten Teil bewältigt zu haben. Doch wir wollen ja noch eine kleine Extrarunde drehen. Ein verheissungsvoller Küstentrail zwischen Deià und Port de Sóller soll etwa 500 hm und zwei Kilometer mehr Wegstrecke mit sich bringen, da er jedoch laut Auskunft eines Parkrangers "easy runnable and very beautiful" ist, wollen wir es uns nicht entgehen lassen. Doch hier wartet ein richtiger "Entsafter-Trail": Knapp zwei Stunden sind wir nahezu ausschließlich über und unter umgestürzte Bäume gekrabbelt, haben versucht weggerutschte Küstenabschnitte zu umlaufen oder sandige Abhänge hoch oder runter zu kraxeln. Endlich in Sóller angekommen, geht es nur noch Downhill bis in den Hafen. Anschließend genießen wir nach über 6 h Laufzeit Livemusik und wunderbare Hafenatmosphäre!!
Steine, Steine, Steine des GR221.
Traumhafte Singletrails.
Tag 4: von Port de Sóller nach Refugi Tossal Verds
Die Trockenmauerroute GR221 ist als Wanderweg angelegt, der weit abgelegene Berghütten (katalanisch: Refugis) miteinander verbindet. Bislang haben wir uns den Luxus günstig aus Deutschland vorreservierter Hotels gegönnt und nun wollen wir zum ersten Mal in einem typisch mallorquinischen Refugi nächtigen. Ob dies wirklich klappt, wissen wir bei Anbruch von Trailtag 4 nicht sicher. Eine Online-Reservierung aus Deutschland war nicht möglich, obwohl wir uns an die “mind. 5 Tage im Voraus-Regel“ gehalten haben. Das Telefonat mit dem Refugi-Herbergsvater gestaltete sich als amüsant, da dieser kein Englisch sprach und die Verbindung verknistert war. Wir hoffen, dass wir dem Refugi-Chef “Andrea und Jan Erik kommen und haben großen Hunger“ erfolgreich vermitteln konnten. Von Port de Sóller laufen wir einige Höhenmeter bis zum Ort Sóller auf einem langweiligen Straßenweg. Hier empfehlen wir als Alternative die Trambahn zu nehmen. So erspart man sich nicht nur die Höhenmeter, sondern auch 4,5 km – Straße (allerdings hat uns auf nachfolgenden Trailtouren im Tramuntana-Gebirge unser Laufehrgeiz bislang nicht erlaubt, diesen Teil wirklich zu fahren :D!). Von Sóller geht es dann über kleine Gässchen nach Binaraix wo wir nach einer guten Stunde eine erste Verpflegungspause einlegen und die Wasservorräte für den kommenden Anstieg mit gut 1000 hm füllen. Heiße 35 Grad machen jede Möglichkeit sich an einem kleinen Bergbach zu erfrischen zur Pflicht. Die Strecke ist nun deutlich belebter als zuvor, einige Wandergruppen kommen uns entgegen und feuern uns dabei an, das Tempo im Laufschritt trotz Steigungen zwischen 10 und 15% beizubehalten. Belohnt werden wir mit dem absoluten Juwel der heutigen Route, dem Cúber Stausee. Schon unsere einheimische Taxifahrerin aus Palma berichtete uns begeistert, dass dieser Ort für sie zu den absolut schönsten auf der Sonneninsel zählt. Der Trail verläuft leicht abfallend mit Sicht auf das türkisfarbene Wasser des traumhaften Bergsees. Hier legen wir eine gemütliche Picknick- und Badepause ein und danach entscheiden wir uns von der GR221-Route abzuweichen und lieber einen spektakulären Sturzbachweg durch rabenschwarze Tunnel Richtung Refugi Tossal Verds zu nehmen. Der Refugi-Hausherr empfängt uns freundlich, zwei Betten sind für uns im Mehrbettzimmer frei und beim Abendbrot gibt es spannende Gespräche mit anderen Abenteurern. So lernen wir Petra, die Marketing-Beauftragte für Teilchenbeschleuniger, Christoph, den Steinberger-Hotel Food & Beverage Manager sowie Thomas, Let´s Dance Österreich Tanzlehrer und Tanzstudio-Besitzer kennen. Dies ist wohl der größte Luxus von Refugis: spannende Gespräche mit faszinierenden Menschen. Kostenpunkt: 22 € Übernachtung für 2 Personen + 12 € für leckeres Essen. Das Refugi selbst ist gepflegt und sehr zu empfehlen! Top! So froh wir sind es nun fast geschafft zu haben, so sehr werden wir auch wehmütig, dass morgen schon der letzte Tag auf der Insel anbricht.
Mein Lieblingsessen im Refugi Tossal Verds: gutes Brot mit Öl und saftigen Tomaten.
Summit-Feeling :)
Tag 5: von Refugi Tossal Verds nach Pollença
Zum Finale unseres Trail-Trips haben wir uns eine Tramuntana-Route mit besonders vielen Höhenmetern ausgesucht: etwa 33 km und ca. 1900 hm von Tossal Verds über Lluc bis nach Pollença sind für Etappe 5 eingeplant. Auf dem Weg dorthin zu überqueren: der Puig de Massanella. Dies ist mit 1364 m der zweithöchste Berg der Sonneninsel und der höchste frei zugängliche Berg Mallorcas. Der höchste Berg Mallorcas, der Puig Major (1445m), befindet sich in militärischem Sperrgebiet. Wie jeden Tag starten wir gut gelaunt nach einem energiereichen Frühstück unsere Tour. Die anfänglichen Laufschritte fühlen sich schwer an, zumal es direkt zu Beginn bergan geht und der Muskelkater mittlerweile immer lauter jault. Es gibt wohl kaum ein besseres Kraft-Ausdauer-Beintraining als die Tour, die wir in den letzten Tagen absolviert haben. Nach den ersten Kilometern sind wir wieder im Trail-Flow und laufen schnell über die Steinwege. Steine! Wirklich unfassbar viele Steine! In Gedanken sind wir bei den Erschaffern dieser kunstvoll gestalteten, verschnörkelten Steinwege. Am höchsten Peak unserer Tagesroute angekommen, haben wir einen atemberaubenden Panorama-Blick über die Insel. Einfach herrlich und absolut glücklich machend! Was braucht man mehr?! Weiter geht es in den Ort Lluc, bei dem wir uns typisch mallorquinisch mit Oliven, Öl und Brot für die letzte Etappe unserer Reise stärken. Heute ist es wieder unfassbar heiß und zum Glück gibt es ein paar Wasserstellen zum Abkühlen. Bei den letzten Kilometern unserer Tagestour müssen wir das Tempo anziehen, da wir aus Pollença mit dem Bus Richtung Palma fahren wollen. Hier lohnt sich ein Blick auf den Plan, da der Bus nur zu bestimmten Zeiten fährt. Nach gut 6 Stunden Laufzeit gibt es für uns beide ein geniales Finisher-Eis in Pollença! Die Route hat uns sehr gut gefallen, viel Spaß beim Trailen!
Der Trail ist abwechslungsreich und hat einige Kletterpassagen - so ist Trailspaß garantiert.
Die Kamikaze-Version: drei Lauftage im Tramuntana Gebirge
Diese Tour eignet sich hervorragend als Vorbereitung für den Transalpine-Run und für fitte Leute, die Urlaubstage sparen müssen. Wir sind Freitag mit dem ersten Flieger nach Mallorca geflogen, dann geht es direkt auf den Trail. Sonntag nach dem Trail Abends wieder zurück und so ist man Montag gut gelaunt zurück im Büro :)!
Tag 1: von Port d´Andratx nach Banyalbufar
Mit 41, 76 km fast ein Trailmarathon , knapp 7 h reine Laufzeit mit 146 bpm Durchschnittspuls von mir – sehr fordernd, aber absolut perfekt für ein traumhaftes Wochenende.
Tag 2: von Banyalbufar nach Port de Sóller
Es ist ein Wahnsinns-Gefühl nach 7h 20 min in Port de Sóllerangekommen zu sein: fast 40 km laufen und klettern, etwa 4000 hm Mallorca Berge hoch und runter - fix und fertig und ein absolutes Wohlgefühl angekommen zu sein!
Tag 3: von Port de Sóller nach Pollença
Bäääm! 50 k, 4300 hm und 8:17 h Laufzeit zum Abschluss.
Somit insgesamt 132 km, 6150 Höhenmeter im Anstieg und 23 Stunden und 37 Minuten Lauf- und Kletterzeit in drei Tagen quer durch die Tramuntana von Port d´Andratx nach Pollença.
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